Ephesos – eine fast 10.000jährige Geschichte
Rund 80 GeoComPass-Gäste waren gekommen, um in ein urbanes Erbe einzutauchen, von dem heute nur mehr Spuren erhalten sind – sehr respektable Ausgrabungen sicherlich, aber eben doch nur mehr Reminiszenzen an längst vergangene, wahrhaftige Größe, die Ephesos zu einem der blühendsten Gemeinwesen der Antike machte: viertgrößte Metropole des römischen Imperiums, nach der Hauptstadt, Alexandria und Antiochia, und Zeiten später, Ende des 19. Jahrhunderts Geburtsstätte der österreichischen Archäologie. Wissenschaftlicher Ansporn in Verbindung mit maskulin-kolonialen Praktiken waren dem Österreichischen Archäologischen Institut (ÖAI) unter der Schirmherrschaft des Kaisers in die Wiege gelegt, wie Univ.-Doz. Dr. Sabine Ladstätter, seit 2009 erste Frau in einer langen Liste von Direktoren des renommierten und geschichtsträchtigen Instituts mit heute über 180 Mitarbeiter:innen, in ihrem fesselnden und brillanten Vortrag darlegte. Was der erste Direktor dem Kaiser als Projekt von fünf Jahren Dauer antrug, ist auch nach mehr als 120 Jahren wissenschaftlich nicht an sein Ende gekommen – als so vielschichtig erwies sich die Siedlungsgeschichte der mittlerweile nahezu verlandeten, ehemaligen Hafenstadt, die heute mehr als 6 km von der Ägäisküste entfernt liegt. Faszinierend auch die Einblicke in eine vorbildliche interdisziplinäre und internationale Forschungsarbeit, die das ÖAI in der Türkei leistet, wo Archäologie, Geschichte, Geomorphologie, Botanik, Geologie uns andere mehr auch unter der orchestrierenden Perspektive der Geographie immer wieder sensationelle Ergebnisse zu Tage fördern.
Foto: Werner Gamerith